– Ursachen, Folgen und Lösungen
Lehrer:innen leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft. Sie prägen die nächste Generation, fördern Wissen und Fähigkeiten. Doch kann der Pädagogenberuf auch sehr belastend sein. Fakt ist: Immer mehr Lehrer:innen fühlen sich gestresst und unter Druck gesetzt und Referendar*innen sind bereits vor dem Berufseinstieg fertig. In diesem Artikel betrachten wir das Thema Burnout bei Lehrer:innen genauer. Wir gehen auf die Ursachen, Symptome und Folgen ein. Außerdem geben wir Tipps, wie man einem Burnout entgegenwirken kann.
Die Fakten – Belastende Studien und Umfragen
Die Robert Bosch Stiftung lässt seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durchführen, die unter dem Namen „Deutsches Schulbarometer“ jährlich veröffentlicht werden. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2024 lassen im Hinblick auf die Burnout-Gefahr in der Schule aufhorchen. Ein Drittel der Lehrkräfte ist emotional erschöpft; vor allem jüngere Lehrkräfte, Frauen sowie Lehrkräfte an Grundschulen weisen eine hohe Erschöpfung auf. Als Risikofaktoren zeigen sich Gewalt unter den Schüler:innen an der Schule sowie eine hohe Anzahl von Schüler:innen mit geringen Sprachkenntnissen in der Klasse.
Für Berlin ergibt sich noch ein viel schlimmeres Szenario: Dort sind bis zu zwei Drittel der Berliner Lehrkräfte auf Grund ihrer Arbeit einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Besonders stark betroffen sind Lehrkräfte in Grundschulen und Grundstufen. Das sind Ergebnisse einer neuen Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen, bei der 2.744 Berliner Lehrkräfte befragt wurden Förderbedarf.
Was ist Burnout und wie betrifft es die Lehrkräfte?
Burnout ist die vollständige körperliche und emotionale Erschöpfung. Es entsteht, wenn die Anforderungen an eine Person zu hoch sind und sie einfach nicht mehr in der Lage ist, die Erwartungen zu erfüllen und mit dem Druck umzugehen. Lehrer:innen befinden sich zunehmend in solchen Situationen. Sie arbeiten sehr viel, müssen kognitiv funktionieren und sind dabei oft mit ihren Emotionen überfordert. Immer das Gefühl zu haben, die beste Leistung erbringen zu müssen, ist alles andere als einfach. Wenn dieser Druck zu lange anhält, fühlen sich Lehrer:innen oft ausgelaugt und überfordert – auf diese Weise entsteht ein Burnout.
Ursachen von Burnout bei Lehrer:innen
Die Ursachen für Burnout bei Lehrer:innen sind vielfältig. Sie reichen von einer zu hohen Arbeitsbelastung bis hin zu mangelnder Unterstützung im Arbeitsumfeld. Hier sind einige der Ursachen für Burnout aufgezählt:
Arbeitsbelastung und Zeitdruck
Lehrer:innen arbeiten oft länger als die regulären Schulstunden. Vor- und Nachbereitungen, Korrekturen, Elternabende und die Teilnahme an Fortbildungen füllen die ohnehin schon volle Arbeitswoche. Oft haben Lehrer:innen nicht viel Zeit für sich selbst. Das ständige Gefühl, unter Zeitdruck zu stehen ist ein zentraler Stressfaktor.
Emotionale Anforderungen und Schülerinteraktionen
Lehrer:innen vermitteln ihren Schüler:innen nicht nur Wissen. Oft sind sie auch die erste Anlaufstelle für Schüler:innen mit Problemen. Haben diese mit persönlichen oder emotionalen Problemen zu kämpfen, wenden sie sich oft an ihre Lehrer:innen. Es gibt Klassen, in denen viele Schützlinge schwierige Lebensverhältnisse haben. Besonders hier kann der Unterricht zur Herausforderung werden. Auch bei Verhaltensauffälligkeiten wird der Umgang mit den Schüler:innen schnell sehr anspruchsvoll. Die emotionale Belastung ist hoch. Lehrer:innen hören sich nicht nur die Sorgen der Schüler:innen an. Sie müssen oft auch schwierige Konflikte lösen oder mit Verhaltensproblemen umgehen. Das kostet eine Menge Energie. Auf Dauer kann diese ständige emotionale Anspannung zu einer tiefen Erschöpfung führen, die kaum noch auszugleichen ist.
Mangelnde Unterstützung und Ressourcen
In vielen Schulen fehlt es an allem, was das Leben leichter machen würde: an Material, an Technologie, an Unterstützung. Lehrer:innen stehen oft mit leeren Händen da. Wie kann der Unterricht dann gut vorbereitet werden? Fehlende Bücher, kaputte Computer oder keine ausreichende technische Ausstattung – das sind oft die alltäglichen Probleme. Dann kommen noch überlastete Verwaltungssysteme hinzu, die Lehrer:innen zusätzlich bremsen. Wenn Lehrer:innen das Gefühl haben, ständig gegen Mauern anzukämpfen und im Stich gelassen zu werden, macht es das nicht nur schwerer, sondern auch frustrierender. Dieser ständige Mangel an Ressourcen kann dazu führen, dass sie sich immer mehr ausgebrannt fühlen.
Verwaltungsaufgaben und bürokratische Hürden
Der wahre Zeitfresser im Lehrerberuf sind die vielen administrativen Aufgaben:
- Formulare ausfüllen
- Berichte schreiben
- Anträge einreichen und
- vieles mehr
All das findet dann auch noch nach dem Unterricht erst statt. Manchmal fühlt es sich an, als würde mehr Zeit für Bürokratie draufgehen als für das, was wirklich zählt: die Schüler:innen. Diese ständigen Verwaltungsaufgaben sind nicht nur zeitraubend, sondern auch sehr ermüdend. Lehrer:innen verlieren dabei das Gefühl, wirklich etwas zu bewirken, weil so viel Energie in Papierkram fließt. Das führt nicht nur zu Frustration, sondern macht auch die Arbeit immer weniger erfüllend. Es bleibt kaum noch Raum, sich auf die Schüler:innen und den Unterricht zu konzentrieren.
Symptome und Anzeichen von Burnout
Burnout ist eine schleichende Entwicklung. Oft bemerken Lehrer:innen erst spät, dass sie sich in einem gefährlichen Zustand der Erschöpfung befinden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
Physische und psychische Erschöpfung
Ein erstes Anzeichen für Burnout ist anhaltende Müdigkeit. Diese kann auch durch Schlaf nicht behoben werden. Lehrer fühlen sich ausgelaugt, sowohl körperlich als auch geistig. Die Energie für die täglichen Aufgaben fehlt!
Negative Einstellung gegenüber der Arbeit und den Schüler:innen
Ein weiteres Symptom ist eine zunehmende Distanzierung von der Arbeit. Lehrer:innen mit Burnout verlieren das Interesse an ihrer Arbeit und an den Schüler:innen. Sie sehen ihre Aufgabe nicht mehr als erfüllend – alles wird zur Belastung.
Reduziertes Engagement und Motivation
Lehrer:innen mit Burnout können sich nur schwer motivieren. Sie erledigen ihre Aufgaben nur noch minimal und ohne Begeisterung. Das Engagement für den Unterricht sinkt. Dazu kommt noch das Gefühl, dass sie sich überflüssig fühlen.
Schlafstörungen und gesundheitliche Probleme
Burnout kann auch körperliche Auswirkungen haben. Viele Lehrer:innen leiden unter Schlafstörungen. Dies verstärkt auch die Erschöpfung im Allgemeinen. Langfristig kann Burnout zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie
- Bluthochdruck
- Depressionen oder
- Angststörungen führen.
Folgen von Burnout für Lehrer:innen und Bildungseinrichtungen
Burnout hat nicht nur persönliche Auswirkungen auf die betroffenen Lehrer:innen. In diesem Fall ist das gesamte Bildungssystem betroffen.
Verringerte Unterrichtsqualität
Eine ausgebrannte Lehrkraft kann keine gute Qualität im Unterricht liefern. Die Schüler:innen merken, wenn Lehrer:innen nicht mehr mit vollem Engagement bei der Sache sind. Die Unterrichtsstunden werden weniger abwechslungsreich und weniger motivierend. Die Schüler:innen leiden unter der fehlenden Energie und Begeisterung ihrer Lehrkraft.
Höhere Fluktuation und Krankheitsraten
Ein weiteres Problem ist die steigende Zahl an Krankmeldungen und der Rückgang der beruflichen Zufriedenheit. Lehrer:innen, die an Burnout leiden, gehen häufiger krank oder suchen sich einen anderen Beruf. Dies führt zu einer höheren Fluktuation und erschwert die Planung im Schulbetrieb. Für Schulen bedeutet das auch einen höheren Aufwand, um neue Lehrer:innen zu finden und einzuarbeiten.
Auswirkungen auf die Gesundheit der Lehrer:innen
Burnout kann das Leben von Lehrkräften auf dramatische Weise beeinflussen, sowohl körperlich als auch seelisch. Die ständige Erschöpfung lässt sie oft von Tag zu Tag taumeln, als ob der Akku einfach nie genug aufgeladen werden könnte. Chronische Müdigkeit wird zur Norm, und viele Lehrer:innen kämpfen mit ständiger Nervosität, die ihren Alltag durchzieht. Kopfschmerzen, die wie ein unsichtbares Gewicht auf dem Kopf lasten, werden zu treuen Begleitern. Im schlimmsten Fall können diese Belastungen zu tiefgreifenden psychischen Problemen führen:
- Depressionen
- Angststörungen oder
- ein Gefühl der inneren Leere
Die Auswirkungen belasten nicht nur die betroffenen Lehrer:innen. Wenn immer mehr Lehrkräfte wegen Erschöpfung oder Krankheit ausfallen, steigen die Krankheitskosten. Gleichzeitig geht wertvolles Wissen und Erfahrung verloren. Schulen verlieren nicht nur Lehrer:innen, sondern auch Stabilität. Diese fehlt aber für eine gesunde Lernumgebung.
Prävention von Burnout bei Lehrer:innen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Lehrer:innen und Bildungseinrichtungen ergreifen können, um Burnout vorzubeugen.
Selbstfürsorge und Stressmanagement
Lehrer:innen dürfen beginnen, mehr auf sich selbst zu achten. Dazu gehört ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Zudem sind Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation hilfreich, um den Stress zu reduzieren. Auch das Setzen realistischer Ziele kann dazu beitragen, die eigene Arbeitsbelastung besser zu managen.
Zeitmanagement und Arbeitsorganisation
Ein gutes Zeitmanagement ist entscheidend für Lehrer:innen. Dieses hilft viele Aufgaben erledigen zu können, ohne sich dabei gestresst zu fühlen. Lehrer:innen können sich erlauben, Prioritäten zu setzen. Zeit mit unwichtigen Details sollte nicht verloren gehen. Eine klare Strukturierung des Arbeitstags kann helfen, die Aufgaben effizient zu erledigen. So wird Überblick behalten!
Fortbildung und professionelle Entwicklung
Regelmäßige Fortbildungen tragen dazu bei, die Motivation zu steigern. Neue Perspektiven können dazu gewonnen werden. Lehrer:innen dürfen sich die Möglichkeit nehmen, fachliche und pädagogische Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Dies stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein. Es trägt auch zur beruflichen Zufriedenheit bei.
Aufbau von Unterstützungssystemen im Kollegium
Ein starkes Kollegium kann eine wichtige Quelle der Unterstützung sein. Lehrer:innen können lernen, sich gegenseitig zu unterstützen. Es hilft Erfahrungen auszutauschen. Ein gutes Miteinander im Team kann helfen, die Belastungen des Berufs besser zu bewältigen.
Unterstützung durch die Schulleitung
Die Schulleitung spielt bei der Prävention von Burnout eine wichtige Rolle. Sie kann ein Arbeitsumfeld schaffen, das den Bedürfnissen der Lehrkräfte gerecht wird. Das bedeutet, genügend Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Wichtig sind eine gerechte Aufgabenverteilung sowie regelmäßige Gespräche mit den Lehrer:innen. Wachsame Führungskräfte haben die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter immer im Blick. Frühzeitige Unterstützung hilft größeren Problemen vorzubeugen.
Therapeutische Maßnahmen und Unterstützung für betroffene Lehrer
Wenn Burnout auftritt, muss frühzeitig Hilfe gesucht werden. Psychologische Beratung und Coaching sind hilfreiche Maßnahmen. Hier können die Ursachen erkannt werden, gleichzeitig werden Lösungen gefunden. In schweren Fällen kann eine längere Auszeit notwendig sein. Es kann seine Zeit brauchen, bis man sich nach einem Burnout wieder erholt hat. Eine solche Pause ermöglicht es, neue Energie zu tanken. Lehrer:innen können sich in dieser Zeit nur auf sich selbst konzentrieren. Die Rückkehr in den Beruf sollte gut vorbereitet werden, um langfristige Gesundung zu fördern.
Fazit: Wie kann der Beruf der Lehrkraft nachhaltig gesünder gestaltet werden?
Burnout bei Lehrer:innen ist ein echtes Problem, das nicht einfach ignoriert werden kann. Es ist entscheidend, frühzeitig etwas dagegen zu tun und die Ursachen anzugehen. Das bedeutet, sowohl als Lehrer:in selbst aktiv zu werden – zum Beispiel durch bessere Selbstfürsorge und gutes Zeitmanagement – als auch auf organisatorischer Ebene Veränderungen zu schaffen, die das Arbeitsumfeld entlasten. Wenn Lehrer:innen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, können sie ihre Arbeit mit Freude und Energie weitermachen. Nur so bleibt der Lehrerberuf langfristig gesund und erfüllend.
FAQ
Warum sind Lehrer besonders anfällig für Burnout?
Lehrer stehen oft unter hohem Druck, der durch mehrere Faktoren entsteht:
- Große Verantwortung für Schüler und deren Lernerfolg
- Zeitdruck und administrative Aufgaben
- Konflikte mit Schülern, Eltern oder Kollegen
- Hohe emotionale Belastung durch schwierige soziale oder pädagogische Situationen Zudem fehlt es häufig an ausreichenden Ressourcen oder Unterstützung.
Was sind typische Symptome von Burnout?
Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- Emotionale Erschöpfung: Gefühl von Überforderung und innerer Leere
- Zynismus oder Distanzierung: Gleichgültigkeit gegenüber Schülern oder Aufgaben
- Leistungsabfall: Konzentrationsprobleme, reduzierte Effizienz
- Physische Beschwerden: Kopfschmerzen, Magenprobleme, Schlaflosigkeit
- Emotionale Veränderungen: Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, Rückzug
Wie kann man Burnout bei Lehrern vorbeugen?
- Selbstfürsorge: Regelmäßige Pausen, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung
- Zeitmanagement: Prioritäten setzen und Aufgaben delegieren
- Professionelle Unterstützung: Supervision, Coaching oder Psychotherapie
- Austausch: Unterstützung im Kollegium suchen und Probleme offen ansprechen
- Grenzen setzen: Nein sagen lernen und realistische Ziele definieren
Wie kann das Schulsystem Burnout bei Lehrern reduzieren?
- Arbeitsbedingungen verbessern: Geringere Klassengrößen, weniger Bürokratie, mehr Personal
- Fortbildungsmöglichkeiten: Workshops zu Stressbewältigung und Selbstmanagement
- Unterstützungssysteme: Zugang zu Supervision und Beratung stärken
- Wertschätzung: Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit von Lehrkräften fördern
Welche Rolle spielt das Kollegium?
Das Kollegium kann eine entscheidende Rolle bei der Prävention spielen:
- Austausch: Regelmäßige Gespräche über Herausforderungen
- Unterstützung: Gemeinsame Lösungen finden und Aufgaben teilen
- Zusammenhalt: Eine Kultur der Wertschätzung und gegenseitigen Unterstützung fördern